Verkehr verkehrt in Lindau!?

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Eine Alternative: Per Bahn und Stadtbus zum Stadtzentrum auf der Insel.

Anfang Dezember 2021 beschloss die Stadtratsmehrheit, auf dem Areal des Parkplatzes am Karl-Bever-Platz vor der Insel ein Parkhaus mit 500 PKW-Stellplätzen errichten zu lassen.
Damit entschied diese Mehrheit gegen den Beschluss der vom Stadtrat eingesetzten Bürgerbeteiligung, welche im Punkt 3 ihrer Beschlussempfehlung an den Stadtrat festlegte: „Am Karl-Bever-Platz sind sichere Parkplätze für Anwohner, Beschäftigte und Übernachtungsgäste zu schaffen.“
Neben den bereits vorhandenen Parkplätzen für die Inselkundschaft sowie die TagestouristInnen im Parkhaus auf der Insel sieht Punkt 7 der Bürgerbeteiligung vor: „Für Tagestouristen sind Standorte für feste Auffangparkplätze (P+R) außerhalb der Insel zu planen und dem Stadtrat zur Entscheidung vorzulegen.“ All diese Empfehlungen der Bürgerbeteiligung an den Stadtrat wurden von diesem zwar am 21. Juli 2021 einstimmig angenommen, nun aber im Dezember mehrheitlich über den Haufen geworfen.
Da klingt es für die engagierten Bürgerinnen und Bürger wie Hohn, wenn die Stadtverwaltung am 18. Dezember 2021 verkündete, „gemeinsam mit Politik, Verwaltung und Einwohnern, entwickelt und plant LOSLAND einen auf Lindau zugeschnittenen Beteiligungsprozess.“
DIE LINKE in Lindau spricht sich gegen eine Parkhaus statt dem derzeitigen Parkplatz am Karl-Bever-Platz aus. Neben dem Parkhaus auf der Insel bietet hingegen ein Parkhaus östlich des geplanten
neuen Bahnhofsgebäudes in Reutin die Möglichkeit, die Verkehrswelle von der Autobahnabfahrt sowie aus Vorarlberg dort abzufangen und die Menschen zur Weiterfahrt mit der Bahn bzw. dem Stadtbus beispielsweise auf die Insel Lindau anzuhalten.
Den nächsten Schildbürgerstreich für den PKW-Verkehr bilden die Stadtratspläne, das nordwestliche Eck des Holdereggenparks zu zerstören, um dort eine neue Straße von Norden in das Gleisdreieck bauen zu lassen. Die bisher geplante Straßenunterführung vom Hasenweidweg zum Gleisdreieck unter den Eisenbahngleisen hindurch soll deswegen nach zweieinhalb Jahren Planung doch nicht gebaut werden.
Seit 12. Dezember 2021 fährt die schweizerische TURBO-S-Bahn 7 an den Wochenenden im 2-Stundentakt von Romanshorn über Bregenz nach Lindau-Reutin und wieder zurück. Ein erster kleiner praktischer Versuch, eine Bodensee-S-Bahn rund um den Bodensee aufzubauen. Doch diese modernen, sprintschnellen und bequemen elektrischen Stadler-Triebwagen dürfen nicht bis zum Lindauer Stadtzentrum auf der Insel fahren. Dies verbot ihnen nicht die Deutsche Bahn AG, sondern die Lindauer Verwaltungsspitze. Die Begründung lautet, dass dann die drei verbliebenen Bahnübergänge zwischen Reutin und der Insel zu oft für Züge geschlossen würden. Dafür stehen diese Züge im Bahnhof Reutin 14 Minuten lang, um danach wieder zurück nach Romanshorn zu fahren. Ein weiterer politischer Lindauer Schildbürgerstreich. So funktioniert eine Verkehrswende (mit einer Verlagerung vom PKW-Verkehr auf öffentliche Verkehrsträger wie Busse und Bahnen) nicht, im Gegenteil, sie wird behindert. Diese Züge müssen zukünftig bis zur Insel Lindau fahren dürfen und die Fuß- und Radwegunterführung am Aeschacher Ufer muss endlich gebaut werden.