„Lebe so, dass Du die Taten Deines Lebens nicht zu verheimlichen brauchst, aber auch kein Verlangen hast, sie zur Schau zu tragen.“ (Leo N. Tolstoi, ein Russe)

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Alltägliche Wohnungsspekulation in Lindau

Auf der Insel Lindau steht derzeit an der Ecke Maximilianstraße/Bahnhofsplatz das Haus der aus dem Jahre 1935 stammenden früheren Lindauer Sparkassenzentrale für 5.75.000,- € zum Verkauf. Heute ist es ein Wohn- und Geschäftshaus auf 426 m2 Grundfläche mit 42 Zimmern auf fünf Stockwerken und einer Gesamtwohnfläche von 1.183 m2 in sieben Wohneinheiten.

Vor elf Jahren erwarben es die heutigen Besitzer, die PST GmbH & Co KG, aus ehemals öffentlichem Besitz (Stadt- und Kreissparkasse Lindau), ohne dass es der Stadt angeboten wurde. Derzeit beläuft sich deren jährlicher Bruttomietertrag auf 106.800,- €. Möglichen neuen Käufern prophezeien sie: „Nach Ausbau und Mietanpassungen ist zukünftig eine Miete von ca. € 193.000,- p.a. zzgl. Nebenkosten zu erwarten.“ So läuft tagtäglich die Mietenspekulation auch in Lindau.

Dabei frohlockt die derzeitige Maklerin der PST weiter:
„Ausbaureserve – ca. 275 qm Wohnfläche: Der Ausbau des Dachspeichers ist bereits baurechtlich genehmigt. Ebenso sind durch eine Aufstockung zwei weitere
Wohneinheiten im 4. Obergeschoss realisierbar. Somit ist die absolute Anzahl an Wohneinheiten auf 10 und die Nettowohnfläche auf ca. 1.180 qm erweiterbar […] Das Mehrfamilienhaus sowie die gesamte Insel-Lindau stehen unter sogenannten Ensembleschutz, was wiederum den Erhalt des Stadtbildes sicherstellen soll.

Energieausweis: Wegen Denkmalschutz befreit.“

Ähnliches geschah und geschieht derzeit im Haus am Oberen Schrannenplatz Nr. 2. Die früheren Lindauer MieterInnen mussten ausziehen und nun, gegen Ende der Totalrenovierung, werden die neuen Eigentumswohnungen für rund 700.000,- € aufwärts zum Kauf angeboten.

Oberer Schrannenplatz 2, Aprill 2022

Wieder ein privates Immobilienprojekt, welches an seinem Ende für die derzeitigen Mieterinnen und Mieter Baustellenbelästigungen sowie eine zusätzliche Mietpreiserhöhung und evtl. den Zwang zur Suche einer bezahlbaren Wohnung bedeuten wird. Die Lindauer Stadtratsmehrheit bleibt dringend aufgefordert, endlich eine städtische Wohnungsentwicklungs-Gesellschaft zu gründen und diese mit genügend Eigenkapital auszustatten, welche derartige Häuser gezielt aufkauft, um sie danach einer kontrolliert spekulationsfreien Weiternutzung im Interesse der Mieterinnen und Mieter zuzuführen.